Arte Saloon: Digitales Gold? Macht Bitcoin uns alle reich?
Ein Erfahrungsbericht von Evelyn Brock als Teilnehmerin bei Arte Saloon: Digitales Gold? Macht Bitcoin uns alle reich?
Teilnehmer*innen: Prof. Peter Bofinger (ehem. Wirtschaftsweiser), Roman Reher (Blocktrainer), Prof. Co-Pierre Georg (Frankfurt School of Finance) und Evelyn Brock (Madame Bitcoin und Vorstand Bitcoin Bundesverband)
Arte Saloon: Digitales Gold? Macht Bitcoin uns alle reich?
Die Einladung in das Panel des Arte Saloon Live-Streams zur Rolle von Bitcoin in der heutigen Finanzwelt hat mich sehr gefreut. Zentral war hier die kontroverse Auseinandersetzung zwischen Peter Bofinger und Co-Pierre Georg quasi der Wissenschaft auf der einen Seite und Roman Reher (Blocktrainer) sowie mir aus der Praxis und der Bitcoin Community auf der anderen Seite. Die Debatte bot zwar auch einige tiefgehende technische Einblicke und verdeutlichte die weit auseinanderliegenden Perspektiven auf Bitcoin, war aber vermutlich für die eigentlich angestrebte Zielgruppe des Formates, die Bitcoin Neulinge, über große Strecken kaum zu verstehen.
Womit sich natürlich auch gleich die Frage stellt, wie ein solches Format aussehen sollte, das wirklich ein größeres Publikum ohne Vorwissen abholt. Hier wäre meine Empfehlung, der wissenschaftlichen Seite weniger Raum zu geben. Das zeigen auch die Rückmeldungen und der überwältigende Zuspruch, den ich im Nachgang zur Sendung auf meinen Social Media Kanälen erhalte. Denn ich habe versucht in der Diskussion wieder auf verständliche Themen zu kommen und mir auch meinen Raum in der durchaus hitzigen Gesprächsrunde immer wieder zu nehmen. Und ich freue mich natürlich riesig über diesen sog. Candystorm, den ich erhalten habe und bin froh, dass es mir nicht so ergangen ist wie Co-Pierre Georg, den ein wahrlicher Shitstorm nach der Sendung getroffen hat.
Bitcoin als spekulative Blase – eine veraltete Sichtweise
Ein zentraler Diskussionspunkt war die Einschätzung von Peter Bofinger und Co-Pierre Georg, dass Bitcoin lediglich eine spekulative Blase sei. Sie argumentierten, dass Bitcoin keinen intrinsischen Wert habe und als reines Spekulationsobjekt betrachtet werden müsse. Diese Position ist leider wenig differenziert und spiegelt vor allem die traditionelle Sichtweise wider, die Bitcoin als ein rein finanzielles Produkt ohne eine breitere gesellschaftliche Bedeutung betrachtet.
Die Realität jedoch zeigt, dass Bitcoin weit mehr ist als nur ein spekulatives Asset. Bitcoin basiert auf einer revolutionären Technologie – der Blockchain –, die eine dezentrale und transparente Währung ohne zentrale Autorität ermöglicht. Der Wert von Bitcoin liegt nicht in der kurzfristigen Marktspekulation, sondern in der zugrundeliegenden Infrastruktur und der Funktion als Wertspeicher in einer zunehmend unsicheren Finanzwelt. Es ist ein Mittel zur Absicherung gegen Inflation und das zunehmende Misstrauen in staatlich kontrollierte Währungen. Diese Perspektive wurde von Roman Reher und mir in der Diskussion klar hervorgehoben.
Bitcoin als Absicherung gegen Inflation und Verlust der Finanzfreiheit
Ein weiteres zentrales Argument von Bofinger und Georg war die Befürchtung, dass Bitcoin durch seine Volatilität als Währung nicht praktikabel sei und in Krisenzeiten eher schaden würde. Sie argumentierten, dass die Menschen nicht mit einer instabilen Währung wie Bitcoin leben sollten. Dies ist ein weiterer klassischer Fehler, der nicht berücksichtigt, dass die Inflation der Fiat-Währungen weitaus größere Gefahren birgt als die Marktvolatilität von Bitcoin. In einer Zeit, in der die Zentralbanken weltweit unkontrolliert Geld drucken, sehen wir die traditionelle Währungspolitik zunehmend an ihre Grenzen stoßen. Bitcoin hingegen ist deflationär und hat eine feste Obergrenze von 21 Millionen Coins, was ihm eine Sicherheit verleiht, die keiner Fiat-Währung geboten werden kann.
Die Inflation, die durch die EZB- und Fed-Politik in den letzten Jahren angeheizt wurde, hat das Vertrauen in traditionelle Währungen massiv erschüttert. In Ländern mit hoher Inflation oder instabilen Währungen, wird Bitcoin bereits als wichtiges Mittel zur Sicherung des persönlichen Wohlstands genutzt. Diese Perspektive, die von Roman und mir in der Diskussion betont wurde, zeigt die wachsende Bedeutung von Bitcoin als Schutzmechanismus gegen die finanziellen Unsicherheiten, die traditionelle Währungen mit sich bringen. Bitcoin ist das erste globale, regelbasierte, digitale und nichtstaatliche Geldsystem
Zentralisierung vs. Dezentralisierung: Eine fundamentale Differenz
Die Diskussion über die Zentralisierung des Finanzsystems versus die Dezentralisierung durch Bitcoin brachte eine klare Divergenz zwischen uns und den Kritikern hervor. Bofinger und Georg vertraten die Ansicht, dass ein zentral gesteuertes System durch den Staat und die Zentralbanken notwendig sei, um finanzielle Stabilität zu gewährleisten. Diese Sichtweise ignoriert jedoch die zahlreichen Missbräuche, die durch zentralisierte Systeme und institutionelle Akteure entstanden sind: vom Fehlen von Transparenz über das Anhäufen von Macht bis hin zu den jüngsten Bankenkrisen.
Bitcoin bietet ein alternatives Modell – eines, das die Macht aus den Händen weniger Institutionen herausnimmt und in die Hände der Nutzer selbst legt. Die Dezentralisierung von Bitcoin stellt sicher, dass keine zentrale Instanz die Kontrolle über das Geldsystem übernehmen kann. Die Idee, den Einzelnen in den Mittelpunkt des Finanzsystems zu stellen, ist eines der größten Potenziale von Bitcoin und wurde von Roman und mir nachdrücklich betont. Das System von Bitcoin fördert die finanzielle Freiheit und schützt vor den Missständen des bestehenden Finanzsystems, das auf politischer Macht und monetärer Kontrolle beruht.
Bitcoin und die Frauen
Ein großes Dankeschön an die Arte-Redaktion, denen es wichtig war, auch eine Frau im Panel dabei zu haben und nicht nur 4 Männer. Ich war froh, dass die Moderation mir auch Raum gegeben hat, das Thema „Frauen und ihr Zugang zu Bitcoin“ zu erläutern. Denn es zeigt sich immer wieder, wie wichtig finanzielle Eigenständigkeit für Frauen ist. Bitcoin bietet eben eine Möglichkeit, unabhängig von traditionellen Finanzsystemen Vermögen aufzubauen. Zudem wies ich darauf hin, dass Frauen oft zögern, sich mit Finanzthemen auseinanderzusetzen, und ermutigte sie, die Chancen von Bitcoin zu nutzen, um ihre finanzielle Unabhängigkeit zu stärken und das nicht nur in Regionen der Welt wie Afghanistan, in denen Frauen ohne Zustimmung eines Mannes keinen Zugang zum Finanzsystem erhalten.
Ich teilte auch meine eigenen Erfahrungen und betonte die Bedeutung von Bildung und Aufklärung, um Frauen den Einstieg in die Welt von Bitcoin zu erleichtern. Mir war es wichtig, aufzuzeigen, wie Netzwerke wie Les Femmes Orange es schaffen, Frauen Raum zu geben, um sich austauschen und gegenseitig zu unterstützen. Und somit ihre finanzielle Unabhängigkeit durch den Einsatz von Bitcoin stärken. Dies war auch meine Motivation im letzten Jahr die Weiterbildungsplattform www.madame-bitcoin.de zu gründen, mit der ich niederschwellige kostenlose und kostenpflichtige Online-Webinare für Bitcoin Anfängerinnen anbiete. Dabei ist mir die Erklärung von Bitcoin mit einfachen Worten sehr wichtig, um die Frauen nicht mit zu viel Technik gleich abzuschrecken. Denn leider passierte das auch in der Arte Sendung, dass die Diskussion schnell in den technischen Bereich abgedriftet ist und wir somit sicher viele Zuschauer*innne ohne Vorkenntnisse verloren haben.
Der Bitcoin Bundesverband
Außerdem habe ich über meine Arbeit als Vorstandsmitglied des Bitcoin Bundesverbands berichtet, der hauptsächlich die Belange von Bitcoin Unternehmen vertritt. Obwohl wir erst im September 2024 gegründet wurden, haben wir bereits mehr als 100 Mitglieder, was für den Bedarf eines derartigen Verbandes spricht. Ich betonte die Bedeutung der Aufklärung und Bildung über Bitcoin insb. in der Politik. Ich erwähnte, dass der Verband Initiativen unterstützt, die darauf abzielen, das Wissen über Bitcoin zu verbreiten und den Zugang zu erleichtern. www.bitcoin-bundesverband.de
Reaktionen aus dem Publikum und Chat
Im Chat und aus dem Publikum wurde eine klare Unterstützung für Bitcoin laut – insbesondere von denjenigen, die bereits mit der Technologie vertraut sind und ihre Vorteile erkannt haben. Der Großteil der Zuschauer konnte nachvollziehen, dass Bitcoin nicht nur ein Asset ist, sondern eine ganze Bewegung, die mehr als nur den monetären Wert in den Vordergrund stellt. Diese Resonanz im Chat zeigte, dass immer mehr Menschen das Potenzial von Bitcoin erkennen, eine stabile und transparente Alternative zum derzeitigen Finanzsystem zu bieten.
Die Kritiker wie Bofinger und Georg wurden in den Kommentaren oft mit den Argumenten konfrontiert, dass ihre Perspektive veraltet und nicht mehr zeitgemäß sei. Insbesondere die Kritik an Bitcoin als „Spekulationsobjekt“ wurde von vielen als ungerechtfertigt angesehen, da die langfristigen Potenziale von Bitcoin als Wertspeicher und als System der individuellen Freiheit immer deutlicher werden.
Ich muss gestehen, dass ich ziemlich entsetzt darüber bin, wie Prof. Co-Pierre Georg, der den Lehrstuhl für Blockchain an der renommierten Frankfurt School of Finance inne hat, im Arte Saloon Live-Stream aufgetreten ist. Es war erschütternd zu sehen, wie jemand mit einer solchen akademischen Position und Verantwortung in einem so wichtigen Diskurs zum Thema Bitcoin und Blockchain auf so grundlegende und weit verbreitete Missverständnisse zurückgriff und sich auch nicht zu schade war, jeden Diskreditierungsversuch (Apartheid in Afrika, Kinderpornographie in der Blockchain, Bitcoin fordert Todesopfer, Vergleiche mit Corona-Bleiche Empfehlern etc.) von Bitcoin und der Bitcoin Community zu nutzen.
Schon zu Beginn wurde von Co-Pierre Georg gezielt versucht, eine Diskussion auf Augenhöhe zu vereiteln, in dem mir und Roman eine mangelnde wissenschaftliche Basis vorgeworfen wurde, die er dann aber selber im weiteren Diskurs sofort über den Haufen geworfen hat und durch unsachliche Argumente und mangelndes Know-how aufgefallen ist. Womit er die gesamte Bitcoin Community selbstverschuldet gegen sich auf gebracht hat und auch diejenigen, die schon seit vielen Jahren die Frankfurt School als Dozentinnen und Dozenten oder auch ehrenamtlich unterstützen.
Fazit:
Die Diskussion im Arte Saloon hat deutlich gemacht, dass Bitcoin nach wie vor mit vielen Missverständnissen und Vorurteilen konfrontiert ist. Die Kritik von Peter Bofinger und Co-Pierre Georg greift zu kurz und ignoriert die langfristigen Vorteile und die transformative Kraft von Bitcoin. Roman Reher und ich haben in der Debatte die entscheidenden Punkte herausgearbeitet: Bitcoin ist mehr als nur eine kurzfristige Spekulation – es ist ein System, das finanzielle Freiheit, Transparenz und Unabhängigkeit in einer zunehmend unsicheren Welt und einem stark inflationiertem Finanzsystem bietet.
Die größte Schwachstelle in der Argumentation der Kritiker liegt in der Unterschätzung der Bedeutung der Dezentralisierung und der Innovationskraft von Bitcoin. Anstatt Bitcoin als Bedrohung oder spekulative Blase zu betrachten, sollten wir es als eine der vielversprechendsten Technologien des 21. Jahrhunderts anerkennen. Es ist völlig unverständlich wie manche Vertreter der Wissenschaft sich diesem für die Zukunft so wichtigen Feld nicht forschend nähern, sondern hauptsächlich Ablehnung und Unterstellungen im Angebot haben.
Für das Format als solches wäre es hilfreicher gewesen, weniger extreme Positionen im Talk zu besetzen. Dies führte zu langatmigen Deep Dive Ausführungen z.B. zu Mining Pools, die aus fachlicher Sicht sicher extrem wichtig waren, genauestens diskutiert zu werden. Sie waren jedoch für die Nicht-Fachleute also die normalen Arte-Zuschauer völlig unverständlich und haben im schlimmsten Fall eher dazu geführt haben, dass man aus dem Live-Stream ausgestiegen ist.
Ich persönlich bin völlig überwältigt vom großen Zuspruch, den ich in der Community erhalte und wie meine X und LinkedIn Accounts im Nachgang zur Sendung explodiert sind. Tausend Dank für die große Unterstützung, die mir echt etwas bedeutet. Und ich finde, Roman und ich haben für uns alle und die Sache gekämpft, wie die Löwen. Und Roman hat die Diskussion in einer Tiefe geführt, zu der ich aufgrund meines Wissensstandes nicht in der Lage gewesen wäre. Great to have this man on our side.
Und auf die Frage, wie es denn nach der Sendung weitergegangen ist, kann ich sagen, wir sind alle zusammen noch Essen gegangen und haben uns wie zivilisierte Menschen verhalten. So macht man das, hart an der Sache und weich an der Person.
Hier findest Du den link zur Arte Saloon Aufzeichnung: